Nachdem 1929 Kaiserswerth seine 800jährige Selbständigkeit als Reichsstadt durch Eingemeindung nach Düsseldorf verloren hatte, sahen Kaiserswerther Bürger die Notwendigkeit, ihren örtlichen Belangen durch einen Verein Geltung zu verschaffen. Während und nach dem NS-Regime verstärkte sich diese Absicht. 1949 kam es dann zur Gründung der „Heimatfreunde Kaiserswerth“, dessen Ziele sehr umfassend mit Kultur, Brauchtum-, Traditions- und Stadtbildpflege, Förderung des Geschichtsbewusstseins und Bürgersinns, aber auch wirtschaftlicher Interessen beinhalteten. Initiator war der Dichter und Dramaturg Herbert Eulenberg. Er lebte seit 1905 in Kaiserswerth und lebte hier zurückgezogen als Pazifist und Gegner des Regimes. Den Vorsitz des Vereins übernahm Hans Tussing. Dr. Hans Stöcker war 2. Vorsitzender. Herbert Eulenberg wurde der Ehrenvorsitz angetragen. Er war auch Ehrenbürger der Stadt Düsseldorf.
In einer Festschrift und in seinem Vortrag anlässlich des 70jährigen Jubiläums stellte der seit 1991 amtierende Vorsitzende Wilhelm Mayer die erfolgreiche Geschichte und die verschiedenen Aktivitäten des Vereins vor, inzwischen umbenannt in „Heimat- und Bürgerverein Kaiserswerth e.V. Es ist zugleich ein Bericht über das kulturelle Leben in Kaiserswerth. Der Verein hat es wesentlich geprägt. Die Liste der Ausstellungen und der Künstler, deren Werke hier der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, umfasst viele Seiten in der Jubiläumsschrift. Das gilt auch für die Atelier- und Werkstattbesuche, Tagesausflüge, Referate und Veranstaltungen verschiedenster Art. Das Museum des Vereins befindet sich seit 1991 im Schulgebäude Fliednerstraße 32. Veröffentlichungen und Schriften hat der Verein in ebenfalls großer Zahl herausgegeben oder veröffentlicht, meist die Kaiserswerther Geschichte betreffend. Das „Entwicklungskonzept Kaiserswerth“, begonnen 2004 mit der Neugestaltung des Klemenplatzes, über die Sanierung der Bastion St. Suitbertus, der Grünanlage im Wallgraben, jüngst die Aufwertung rund um das Kuhtor und anderes hat der Verein unterstützend begleitet. Das „Spee-Biotop“, ein aufgelassenes Baggerloch an der Kittelbachstraße, wird seit über 30 Jahren vom Verein betreut und gepflegt. Gregor Menges, der Vorgänger von Wilhelm Mayer, hatte es initiiert. 1984 bekam der Verein für dieses naturschützende Engagement den Umweltschutzpreis der Landeshauptstadt. Den jeweils im Sommer stattfindenden „Bürgermarkt“, der den Kaiserswerther Markt seit 1986 für einen Sonntag in einen Ort der Kommunikation verwandelt, mag man nicht mehr missen.
Folgerichtig sind zum Jubiläumsempfang in der Aula der Schule nicht nur örtliche Vertreter von Politik und Verwaltung erschienen, sondern auch etliche Künstlerinnen und Künstler wie Bert Gerresheim, Marita Reinhold, Barbara Gaul, Helga Stender, Maren Heyne-Werthmann, Irene Soutter-Rietdorf, um nur einige zu nennen. Auch Dr. Edmund Spohr, der wesentliche Beiträge zur Stadtbildplanung- und gestaltung einbrachte, gab zusammen mit seinem Bruder Heinrich dem Verein die Ehre. Hans Müsken, Vorsitzender der Spee-Gesellschaft e. V. und Heimatforscher Franz-Josef Vogel waren als Ehrenmitglieder selbstverständlich ebenfalls anwesend.
Parallel zum Jubiläumsempfang läuft bis zum 15. Dezember auch noch die Ausstellung in den Museumsräumen „Druckgrafik des Jungen Rheinland“.
Ohne die Mitwirkung von Vorstands- und Vereinsmitgliedern könnte der Verein die gemeinnützigen Aktivitäten und Erfolge, die wir hier nur fragmentarische darstellen können, nicht verzeichnen. Aktuell, teils schon seit vielen Jahren aktiv, sind hier beispielhaft zu erwähnen Ursula Lösch, Armin Mahn und Eheleute Döhler, nicht zuletzt aber auch das Aufsichtspersonal im Museum an den Wochenenden. Eine Stärkung der rund 700köpfigen Mitglieder, ob nun aktiv oder passiv, wäre dem große Aufgabenspektrum des Vereins angemessen. SO
Foto: Heinrich und Dr. Edmaund Spohr, Wilhelm Mayer, Bert Gerresheim, Ratsherr Andreas Paul Stieber, Bezirksbürgermeister Stefan Golißa, Guido Pukrowski, Leiter der Bezirksverwaltungsstelle 5. Foto: SO